Fasten im Barock

"Von Krebßen seind drey und zwanßigerley…"

Von Krebsen

Die Hornegger Teichwirtschaft belieferte im Barock das Augustiner Chorherren Stift in Stainz mit Fisch, um das Klosterleben auch während der Fastenzeit mit barocker Fülle zu überschwemmen.

Fürsten fasten nicht

Obwohl man von Seiten der Obrigkeit großen Wert aufs Maßhalten legte, weisen die Quellen auf Klostermahlzeiten hin, die eher an höfische oder gar fürstliche Gebräuche erinnern. Hervorzuheben sind Gerichte vom Kalb, Rind, Kapaun (kastrierter Hahn), Schaf und Rebhuhn, von der Ente, der Gans oder von anderen Vögeln. Die neue Freude am prallen Leben stand im Widerspruch zu den knapp 150 Fastentagen des Kirchenjahres, die fleischlos zu halten waren. Im klösterlichen Leben erklärte man also kurzer Hand alles, was sich von Fischen ernährte, ebenfalls zu Fisch und brachte so neben dem Karpfen auch Reiher, Enten, Otter und dergleichen auf den Speiseplan.

 

Lerchenpastete, Krebsmus, Mandelmilch

Der Hochadel, also vom Reichsgraf an „aufwärts“ (Markgraf, Fürst, Erzherzog) zeigte auch beim Essen und Trinken seine bevorzugte Stellung. Die Schlossköche strebten nach Höherem – Frankreich war das große Vorbild in der Barockzeit. Bei einem Gala-Dinner gab es neben dem Küchenmeister einen Schwarm von Ober- und Unterköchen, einen Zuckerbäcker, Dekorateur, Maler, Architekt, einen Blumenarrangeur und eine ganze Musikkapelle. Die Handwerker richteten Tafel und Speisen so her, dass ein möglichst echt wirkendes Gesamtkunstwerk entstand. Einmal war die Tafel als Feldlager, einmal als Garten Eden und ein andermal als Schiff hergerichtet. Je ausgefallener das Gericht anmutete, desto besser: „Fasan mit indischen Vogelnestern und Azia, junge kalekutische Hähne mit Soja“. Getrunken hat der Hochadel wie der Klerus ausschließlich hochwertigen Wein – der ungarische Tokajer war das höchste der Gefühle. Den heimischen Rebensaft vom Bodensee ließ man den Leibeigenen zum Frühschoppen am Sonntag.

 

Das Volk fastet täglich

Wie die Mehrheit im 18. Jahrhundert speiste: Am Dorf und in der Stadt Trotz des Überschwangs der Barockzeit (1650-1780) mit ihrem grandiosen Pomp, den Kirchenpalästen und Prachtschlössern, aß die überwiegende Mehrheit der Menschen sehr karg. Der kleine Mann bekam nur selten Fleisch auf den Teller, hingegen waren Mehlspeisen an der Tagesordnung. Die Nahrung bestand aus Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen und Linsen und allerlei Mus aus Hirse, Hafer oder Gerste.

Neben Wasser, Milch und Brotwasser war der gewürzte Wein gebräuchlich. Wo immer es möglich war wurde Wein angebaut und mit Honig und diversen Gewürzen trinkbar gemacht. Bier gibt es schon immer, aber im Mittelalter wurde es fast nur in den Klöstern gebraut, da die Mönche kalorienreiche Getränke wegen der Fastentage zur Verfügung haben mussten. Eine katholische Regel besagte damals: „Trinken bricht das Fasten nicht“. Im Laufe des 16. Jahrhunderts hat sich das Bier dann allgemein durchgesetzt und jedes Gasthaus braute sein eigenes. Es war obergäriges Bier, dunkel bis schwarz an Farbe und hatte einen geringeren Alkoholanteil als heute.