Wenn Fische dicht nebeneinander schwimmen, ohne in Schilf oder natürlichen Schlupflöchern Zuflucht suchen zu können, ist das Massentierhaltung, fern ab von natürlichen Bedingungen.
Wer zu uns kommt, sieht keinen Fisch.
Was ist an einem Fisch eigentlich „bio“? Wie funktioniert Warmwasserfischzucht, was ist das und warum ist sie ökologisch besonders sinnvoll?
Vom Werden eines Fisches
Warmwasserfischzucht in Naturteichen passiert langsam und hat einen dreijährigen Zyklus, weil die meisten Fische in unseren Breiten erst nach drei Jahren zu einer speisefähigen Größe herangewachsen sind.
Im Frühjahr werden zunächst Männchen und Weibchen getrennt, um den optimalen Zeitpunkt für die Befruchtung gezielt steuern zu können. Fische haben Geschlechtsmerkmale, es bedarf aber viel Erfahrung und genauer Beobachtung, um dies zu erkennen.
Beispielsweise haben männliche Zander einen etwas graueren Bauch als weibliche.
Wenn die Wassertemperatur das richtige Niveau erreicht hat werden die Muttertiere paarweise in die Laichteiche gesetzt und es beginnt ein erstaunliches Liebesspiel. Ja, Fische haben Sex – und wenn das Männchen seinen Samen über die abgelegten Eier spritzt, ist das die Geburtsstunde von millionen Fischen. Im Lauf der folgenden drei Jahre sollen sie unter der Aufsicht des Fischereimeisters immer weniger aber immer größer werden.
Lebensraum Teich – Ein empfindliches Biotop
Eine biologisch geführte Fischzucht wie Gut Hornegg besteht in der Regel aus einer weitläufigen Teichlandschaft. Die Hornegger Teiche gehen in ihren Anfängen auf eine Anlage aus der Barockzeit zurück. Der überwiegende Teil wurde mit viel Gefühl für die Natur in den 1960er Jahren angelegt. Mittlerweile sind es knapp 30 Teiche, in unterschiedlichen Größen, stimmig eingebettet in die Landschaft, ohne dass große Veränderungen vorgenommen worden wären. Es sieht aus, als wären sie immer da gewesen. Diese Teichlandschaft bietet einer großen Zahl seltener Tiere einen adäquaten Lebensraum.
Da jeder Teich in seiner Lage und Bodenbeschaffenheit anders ist, muss die Bewirtschaftung entsprechend angepasst werden. Bei unbelastetem Wasser, ausreichend großem Lebensraum für jeden Fisch und einem sorgfältig abgestimmten Verhältnis zwischen Fried- und Raubfischen ist die Chance groß, qualitätsvolle Ernten einzufahren. Aber sicher ist das nie. Die Fische sind ein Jahr lang sich selbst überlassen und man hat begrenzten Einfluss auf die Entwicklung der einzelnen Arten und darauf, wie sie sich untereinander verhalten. Hechte beispielsweise sind kanibalisch und schrecken nicht davor zurück ihre eigene Nachzucht zu verspeisen.
Methode und Wohlgeschmack
Fische, die in naturnaher Haltung heranwachsen, schmecken einfach besser. In unseren Breiten liegt dieser Form der Fischzucht in der Regel ein dreijähriger Zyklus zugrunde. Das Alter von Fischen zählt man in Sommern, deshalb werden speisefähige Fische als dreisömmrig bezeichnet.
Im ersten Jahr werden die Elterntiere in einem Teich ausgesetzt, um dort, wie es heißt, die Brut zu schlagen. Sobald die Jungfische so groß wie ein Beistrich sind, können sie in der richtigen Dichte in einen anderen Teich gesetzt werden. Das passiert bereits nach wenigen Tagen.
Im Lauf des ersten Jahres durchwandern die Fische vier Teiche, damit sie immer genug Lebensraum und beste Nahrung finden. In den folgenden Jahren wechseln sie nur einmal das Quartier. Das Abfischen nach dem dritten Sommer ist die eigentliche Ernte. Die Fische kommen dann in sogenannte Hälterteiche (der Lagerraum des Teichwirts) und werden von dort vor jedem Markttag frisch aus dem Wasser geholt.
Für die Qualität von Speisefischen sind die ersten beiden Jahre besonders wichtig. Fische, die während dieser Zeit in gesunder Umgebung kräftig heranwachsen, können im dritten Jahr qualitätsvolles Fleisch entwickeln. Das gelingt jedoch nur, wenn der Fischbesatz pro Teich nicht zu dicht ist.
Als Faustregel gilt in unseren Breiten, dass pro Hektar nicht mehr als 500 Fische leben sollten.
Das ist Biofisch – so einfach!
Diese so genannte extensive Haltung ist ausschlaggebend für den späteren Wohlgeschmack der Fische, der nur bei ausreichend Aufnahme von tierischem Fett und Eiweiß in Form von Plankton und Insektenlarven zu erreichen ist.
Geringe Besatzdicht und naturnahe Ernährung sind in unseren Augen die wichtigsten Kriterien für Biofisch. Oder besser: ökologisch sinnvoll gezüchteter heimischer Fisch.