Sex unter Fischen

Alles beginnt mit dem Laichausschlag. Paarungswillige Männchen bilden unter dem Einfluss von Sexualhormonen am ganzen Körper hornhautartige Erhebungen, die den Fisch speziell am Kopf mit weißen Punkten überziehen. So wird das Herannahen der Laichzeit angezeigt und es ist höchste Zeit für den Fischzüchter, sich um seine Elterntiere zu kümmern. Wie bei allen anderen Zuchttieren versucht man auch hier, einzelne Tiere, die besonders günstige Eigenschaften aufweisen, für die Nachzucht heranzuziehen.

Im Frühjahr werden diese Fische zunächst nach Geschlecht getrennt. Es bedarf einiger Übung, um Fische nach dem Geschlecht zu unterscheiden. Die Afteröffnung, die Färbung des Bauches und andere Merkmale können hier Auskunft geben. Am sichersten ist es aber, wenn man sich durch „Ausstreifen“ des Fisches überzeugt. Dabei massiert man den Bauch der Tiere Richtung After. Tritt eine weiße Flüssigkeit hervor, hat man ein Männchen erwischt, dessen Samen auch die Geschlechtsreife anzeigt.

Wenn die Wassertemperatur stimmt und die Teiche für das Ablaichen vorbereitet sind, ist die Zeit gekommen, um die Fische paarweise in einem Teich zusammenzusetzen.

Der Bauch des Zandermännchens ist etwas grauer als der des Zanderweibchens.

Nun gilt es für den Fischzüchter, die Wasseroberfläche zu beobachten. Schon nach wenigen Tagen verwandelt sich der Teich in einen brodelnden Kochtopf. Die Fische beginnen einander zu jagen, schwimmen nebeneinander her und aufeinander zu, touchieren und reiben sich.

Das Teichufer bebt unter dem Liebesspiel.

Warum bestimmte Fische einen Laichausschlag bilden, ist wissenschaftlich noch nicht zur Gänze erforscht. Meist kommt das bei karpfenartigen Fischen und hier vor allem bei Männchen vor. Man vermutet, dass Weibchen durch das Reiben der Männchen mit den punktförmigen Oberhautverdickungen, die man Laichausschlag nennt, sexuell stimuliert werden. Das ist auch gut nachvollziehbar, für jeden, der einmal in den Genuss gekommen ist, das Schauspiel der Paarung mitzuerleben. Das Spektakel ereignet sich meist in den frühen Morgenstunden und kann mitunter auch Stunden dauern.

Wenn aber dann der Zeitpunkt gekommen ist, sucht das Weibchen eine geeignete Stelle um die Eier abzulegen.

Sex bei Karpfen
Karpfen beim Liebesspiel

Je nach Fischart sind das Gräser am Ufer, Zweige und Steine, an denen die Eier anhaften oder auch richtige Nester, die von manchen Fischarten gebaut werden. In der Fischzucht werden diese Laichgründe oft künstlich vorbereitet, indem man etwa Fichtenzweige in den Teich einlegt. So können die befruchteten Eier dann beispielsweise in einen nächsten Teich gebracht werden, um die Nachzucht kontrolliert steuern zu können.

Das Weibchen schwimmt also in eine Teichzone, wo es seine Eier gut aufgehoben glaubt und legt mit einem Schwall den gesamten Rogen ab. Rogen nennt man die Eier von Fischen, wehalb Weibchen auch als Rogner bezeichnet werden. Männliche Fische werden wegen der weißen Spermaflüssigkeit Milchner genannt.

Nun sind die Eier abgelegt und das Männchen schwimmt herbei um sein Sperma über die noch unbefruchteten Eier zu spritzen.

Samenflüssigkeit der Milchner im Teich
Samenflüssigkeit der Milchner im Teich

Im Teich breiten sich wogend weiße Wolken aus. Das ist die Geburtsstunde von Milliarden kleiner Fische. Einige tausend von ihnen sollen in den nächsten drei Jahren unter der achtsamen Pfelge von Fischereimeister Heinrich Holler zu gesunden Speisefischen heranwachsen.

Die Warmwasserfischzucht unterliegt in der Regel einem dreijährigen Zyklus. Von der Geburtsstunde bis zur speisefähigen Größe werden die Fische immer größer während die Anzahl der Inidviduen stetig reduziert wird. Diese Stückzahl pro Wasserfläche nennt man die Besatzdichte. Sie ist für den Fischzüchter ein wichtiges Steuerungsinstrument, um Qualität der Fische einerseits und die Erntemenge andererseits zu steuern.